Moderne Labordiagnostik der endokrinen Hypertonie Primärer Hyperaldosteronismus und katecholaminproduzierende Tumore (Phäochromozytom)
In dieser enormen Menge von ca. 35 Millionen Hypertonikern in Deutschland verbergen sich mind. 10 % mit sekundären Hypertonien (endokrin, renovaskulär, Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom…).1 Diese sind grundsätzlich ursächlich behandelbar: Am häufigsten liegt der primäre Hyperaldosteronismus (PHA) zu Grunde. Ein katecholaminproduzierender Tumor wie das Phäochromozytom ist seltener, er beinhaltet aber das Risiko eines malignen Vertreters. Klinische Bedeutung des PHABeim PHA (Primärer Hyperaldosteronismus) kommt es zu einer Überproduktion des blutdruckwirksamen Aldosterons. Diese ist vom vorgeschalteten und durch negative Feedbackhemmung sogar supprimierten Renin entkoppelt. Ursache sind benigne (1/3 Adenome und 2/3 Hyperplasien) bzw. in sehr seltenen Fällen maligne Veränderungen (Karzinome) der Aldosteron produzierenden Zellen der Nebennierenrinde.
Symptomatik des PHALeider zeigt nur ein geringer Teil der Patienten die „klassische“ Trias aus schwer einstellbarem Hypertonus, Hypokaliämie und metabolischer Alkalose. Die Mehrzahl ist normokaliämisch und wird oft erst verspätet geeigneter Diagnostik (s. u.) und ursächlicher Behandlung zugeführt.
Klassifikationen des PHA
Diagnostik und IndikationDer Aldosteron/Renin-Quotient (ARQ) ist als kostengünstiges Screening etabliert. Er spiegelt die Entkopplung der Aldosteron-Produktion vom vorgeschalteten Renin wider.Screening mittels Aldosteron/Renin-Quotient bei
Aufgrund des bekanntermaßen weit überwiegenden Anteils normokaliämischer Patienten mit primärem Hyperaldosteronismus ist ein ARQ-Screening aller Patienten anerkannt. 2
Präanalytik PHAVor der Diagnostik ist eine spontane bzw. diuretika-induzierte Hypokaliämie auszugleichen. Folgende Medikamente beeinflussen den ARQ und sollten - so klinisch vertretbar - während der gesamten Diagnostikphase abgesetzt werden (Ausnahmen s. u.):
4 Wochen vorher: Spironolacton, Eplerenon, Drospirenon, nicht abgesetzt werden brauchen: Alpha-Blocker, Kalziumantagonisten (Verapamil-Typ) und Vasodilatatoren (Hydralazin)
Klinische Bedeutung des PhäochromozytomsDen katecholaminproduzierenden Tumoren (Phäochromozytom, Paragangliome) gemeinsam ist eine erhöhte Speicherung kreislaufwirksamer Katecholamine und deren krisenhafte bzw. kontinuierliche Freisetzung. Neben typischerweise ein- bzw. beidseitigen, zu 85 % gutartigen Nebennieren-Tumoren gehören hierzu auch die extraadrenalen Paragangliome. Diese sind überwiegend im Grenzstrang gelegen und bis zu 30 % maligne Dopaminsekretion gilt als Indiz für Malignität.Symptomatik des PhäochromozytomsFührend sind - abhängig vom Freisetzungsverhalten - schwer einstellbare Hypertonie und/oder krisenhafte Entgleisungen, bei welchen Kopfschmerzen, Blässe und Schwitzen hinzutreten.Diagnostik und IndikationDie effektivste Diagnostik ist die Bestimmung der Metanephrine im EDTA-Plasma bzw. im 24h-Sammelurin. Metanephrine entstehen kontinuierlich durch Abbau von Katecholaminen, die aus Speichervesikeln nach intrazellulär diffundieren. Sie sind daher entgegen den Katecholaminen kontinuierlich nachweisbar und nahezu unabhängig von krisenhafter Freisetzung. Wiederholte Untersuchungen sind seltener notwendig.
Präanalytik PhäochromozytomFolgende Medikamente und Genussmittel beeinflussen die Diagnostik und sollten daher – so klinisch vertretbar - während der gesamten Diagnostikphase abgesetzt werden:ca. 5 Tage vorher: Betablocker, Diuretika, trizykl. Antidepressiva, Phenoxybenzamin am Untersuchungstag: Kaffee, Zigaretten und schwere körperliche Arbeit meiden.
Bei Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Facharzt für Transfusionsmedizin Facharzt für Laboratoriumsmedizin 1 Quelle: Deutsche Hochdruckliga, Stand 09/2011 2 Herold, Innere Medizin 2013 3 L. Thomas, Labor und Diagnose 8. Auflage 2013 |
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