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Bioverfügbares und freies Testosteron

Verbesserte Interpretation des Androgen-Status durch Berechnung des freien und bioverfügbaren Testosterons nach Vermeulen

Für die Diagnose eines funktionellen Testosteron Überschusses oder -Mangels ist der Anteil des freien, d. h. nicht an Transportproteine gebundenen Testosterons ausschlaggebend. 
Die Indikation zur Untersuchung des Testosteronspiegels ergibt sich bei Frauen meist im Rahmen der Abklärung von Virilisierungserscheinungen oder Zyklusanomalien, während bei Männern der Nachweis eines Testosteronmangels im Vordergrund steht. In beiden Fällen kann über die alleinige Bestimmungdes Gesamt-Testosterons keine eindeutige Aussage zur funktionellen Relevanz des Befundes getroffen werden. Diagnostisch ist somit nicht die Höhe des Gesamt-Testosterons maßgebend, sondern der Anteil an frei verfügbarem bzw. biologisch verfügbarem Testosteron.

Erhöhte ebenso wie erniedrigte Testosteron-Spiegel werden zunächst u. a. über die Synthese des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) kompensiert. Über die hochaffine Bindung an SHBG werden physiologisch ca. 25–50 % des Testosterons biologisch inaktiviert. Als zweiter Regelmechanismus wird Testosteron an Albumin gebunden. Diese Bindung ist im Vergleich zu SHBG sehr viel schwächer, so dass albumingebundenes Testosteron ebenfalls biologisch aktiv ist. Analytisch wird diese Testosteronfraktion jedoch nicht als freies Testosteron erfasst. 

Die Summe aus freiem und albumingebundenem Testosteron wird als "bioverfügbares Testosteron" zusammengefasst.

Bisher wurde Ihnen zur Bewertung des Androgenstatus der freie Androgen-Index (FAI) berichtet. Dieser Index erlaubt indirekt auf eine funktionell relevante Hyperandrogenämie zu schließen.

Als Neuerung werden wir zukünftig bei Anforderung von Gesamt-Testosteron und SHBG zusätzlich die nach Vermeulen* berechnete Konzentration des freien und bioverfügbaren Testosterons berichten.
Über den erweiterten Befundbericht entstehen Ihnen keine Zusatzkosten.

Sie erhalten somit einen differenzierten Befund mit beiden für die Bewertung einer funktionellen Hyperandrogenämie
relevanten Testosteronfraktionen.
 
Bei Serum-Albuminkonzentrationen außerhalb des Normbereiches sollte bei der Erhebung des Androgen-Statusses zusätzlich die Bestimmung des Serum-Albumins beauftragt werden, um die Berechnung des bioverfügbaren Testosterons auf das patientenspezifische Albumin beziehen zu können. Ist kein aktueller Albumin-Wert vorhanden, wird für die Berechnung des bioverfügbaren Testosterons ein Serum-Albumin von 43 g/l angenommen. 


Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.

Dr. med. Michael Schuster
Facharzt für Tranzfusionsmedizin,
Facharzt für Laboratoriumsmedizin

 
Literaturhinweis:
*Vermeulen A, Verdonck L, Kaufman JM A critical evaluation of simple methods for the estimation of free testosterone in serum J Clin Endocrinol Metab 84:3666-3672,1999


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